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Jakob Lorenz Rüdisühli

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Maler & Kupferstecher

16.10.1835 - 23.11.1918

Der international bekannte und 1918 verstorbene Kunstmaler und Kupferstecher Jakob Lorenz Rüdisühli war Bürger von Sennwald und wohnte einst auch dort. Er wurde als Kind in ein Armenhaus gesteckt, dem er entfloh. Der später bekannte bildende Künstler Jakob Lorenz Rüdisühli wurde am 13. Oktober 1835 in St. Gallen geboren. Seine Eltern waren sehr arm und konnten sich lediglich von einem kümmerlichen Taglohn ernähren. Sohn Jakob Lorenz erfuhr früh die Bitterkeit und Armseligkeit des damaligen Lebens. Das häusliche Elend und die Verlassenheit hatten sich wohl tief in sein Gemüt eingeprägt, waren doch seine späteren Gemälde von melancholischer Stimmung geprägt. Die Zeitschrift «Die Alpenwelt» beschrieb am 31. August 1889 in einem Artikel unter anderem die frühen Jugendjahre von Jakob Lorenz Rüdisühli:

«Der Hang zur träumerischen Melancholie wurde noch verstärkt, als er nach kaum zweijährigem Besuch der Primarschule in St. Gallen mit den Eltern in seinen Heimatort Sennwald ziehen und während der Sommerszeit den Bauern um den Essenslohn die Kühe und Ziegen hüten musste. Dagegen war der fast beständige Aufenthalt in Gottes freier Alpenluft nicht ohne Einfluss auf seinen zukünftigen Beruf, indem so schon sehr früh sein Sinn für die Natur gepflegt und geschärft wurde. Leider waren die Verhältnisse, in denen er im Sennwalder Heimatort noch immer lebte, recht trostlos und liessen wenig Gutes für die Zukunft erwarten. Die Schule besuchte er nur höchst unregelmässig und nur im Winter; zuletzt war das häusliche Elend so gross geworden, dass der Knabe im Armenhaus untergebracht werden musste.»

Stelle in einer lithografischen Anstalt als Putz- und Laufbursche: Die Unterkunft in diesem Armenhaus aber brachte den Jungen zur Verzweiflung. Denn da wurde alles in einen Raum gepfercht: gebrechliche und altersschwache Leute, arbeitsscheue Tagediebe, elternlose sowie auch verwahrloste Kinder. Der junge Jakob Lorenz hielt das nur wenige Monate aus, dann floh er. Der Flüchtende besass zwei Batzen als Barvermögen. Manch ein gutherziger Mensch mag ihn auf seiner Reise zu einer Suppe eingeladen haben. Bettelnd wollte der Bursche keinesfalls durch das Land ziehen. Bald kam er halbnackt und mittellos bis nach St. Gallen. Zum Glück fand er dort sofort in einer lithografischen Anstalt eine bescheidene Stelle als Putz-und Laufbursche. Hier sah er aber auch Zeichnungen und Malereien. Diese weckten sein Interesse und der Wunsch, auch so malen zu können. Schon in seiner kurzen Schulzeit fiel den Lehrern übrigens sein aussergewöhnliches Zeichentalent auf. Lorenz Rüdisühli wollte nun definitiv Maler oder Lithograf werden. Mit seinem baldigen Lehreintritt bei einem tüchtigen Maler kam er dem Wunsch schon näher. Rüdisühli fiel durch grossen Fleiss und unermüdliche Lernbegierde auf. Nach kurzer Zeit verstand er sein Handwerk und machte sich nach seiner Konfirmation mit sechs Kreuzern in der Tasche auf Wanderschaft.

In Schaffhausen fand er bei einem Aquarellmaler sofort Arbeit. Aber Lorenz Rüdisühli wollte sich zum Künstler heranbilden. So trat er in die Bleuler’sche Kunsthandlung im Schloss Laufen ein. Es war eine Malerschule, aus der einige tüchtige Landschaftsmaler hervorgingen. Lorenz Rüdisühli wandte sich bald einmal zur weiteren Ausbildung nach Deutschland und fand eine Stelle im Atelier des Kupferstechers Hofmeister in Darmstadt. 1861 kehrt er wieder in die Schweiz zurück und liess sich in Lenzburg nieder. 1868 zog er nach Basel und begann sich vermehrt, der Malerei zuzuwenden. 1873 lernte er den ungarischen Maler Munkácsy kennen, der ihm Tür und Tor zu weltbekannten Pariser Salons und Ausstellungen öffnete.

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Der einstige Sennwalder Hüterbub wurde erfolgreicher internationaler Kunstmaler. Jakob Lorenz Rüdisühli hatte neun Kinder, vier davon wurden ebenfalls Kunstmalende: Hermann, Michael, Eduard sowie Tochter Louise.

 

Ab 1874 beteiligte er sich regelmäßig mit beachtlichem Erfolgen an Ausstellungen im In- und Ausland.

Copyright: Hansruedi Rohrer, St.Galler Tagblatt, 11.09.2008

Gemälde

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Stiche

Ausstellungen

1894, Nov., Helmhaushalle Zürich

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1896, Nov., Jakob, Louise, Hermann Rüdisühli. Helmhaus Zürich

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1897, Nov., Dez., Jakob, Louise, Hermann, Eduard, Michael Rüdisühli, Metropol Zürich

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1904, Rüdisühli-Jubiläums-Ausstellung, Basel

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Gemälde von ihm befinden sich in der Kunstsammlung Bern, in der Gemäldegalerie Mainz und in den Kunstmuseen von Winterthur und St. Gallen.

Auszeichnungen

1880 Bronzemedaille an der internationalen Ausstellung in Melbourne

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1882 Silbermedaille der Académie Nationale in Paris

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1883 Große Goldmedaille an der Esposizione Permanente in Florenz

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1883 Goldmedaille der Académie Nationale in Paris

Verlegerische Tätigkeit

Jakob Frey: Das Schweizerland in Bild und Wort. Dargestellt in malerischen Ansichten von verschiedenen Künstlern. In Stahl gestochen von J.L. Rüdisühli, Lenzburg 1865

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Eduard Osenbrüggen, Das Hochgebirge der Schweiz, Basel 1867

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Salomon Vögelin, Denkmäler der Weltgeschichte, 2 Bde., Basel 1870–77

Quelle & Schrift

Basler Blätter, Beilage zur Schweizerischen Grenzpost 13.7.1884

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Georg Berlinger: Jacob Lorenz Rüdisühli. Zum siebzigsten Geburtstag des schweizerischen Landschafters, in: Die Schweiz, illustrierte Monatsschrift, 8, 1904, S.489-495

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Ferdinand Schwarz, Ein Gang durch die Rüdisühli-Jubiläums-Ausstellung, National-Zeitung Basel, 13.9.1904

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Ferdinand Schwarz, Ein schweizerisches Künstlerleben, Helvetia, 28, 1905

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Albert Baur, Jakob Lorenz Rüdisühli, Illustrierte Zeitung Leipzig, 151, 1918

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